Gedanken zum Krieg: Der tschechische Journalist und Schriftsteller Julius Fučík über „namenlose Helden“ (Veröffentlicht am 02.12.2025)

Julius Fučík wurde am 23.02.1903 in Prag geboren. Er begann 1920 ein Studium in Prag und trat der sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Er gehörte dem linken Parteiflügel an, der 1921 die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KPČ) gründete. Fučík verantwortete dort den Bereich Kulturarbeit und begann für verschiedene Zeitschriften zu schreiben, u. a. für die Parteizeitung „Rudé právo“ („Rotes Recht“). Nachdem die Tätigkeit der KPČ im September 1938 durch die tschechische Regierung weitgehend verboten wurde, schrieb er unter Pseudonym. Nach der deutschen Zerschlagung der Tschechoslowakei im März 1939 engagierte sich Julius Fučík im tschechoslowakischen Widerstand, ab dem Frühjahr 1941 gehörte er dem Zentralkomitee der KPČ an. Er erstellte Flugblätter, versuchte, „Rudé právo“ regelmäßig herauszugeben und publizierte das populäre Wochenblatt „Tvorba“.

Über „namenlose Helden“ schrieb er (Quelle: Bähr, Die Stimme des Menschen – Briefe und Aufzeichnungen aus der ganzen Welt 1939 – 1945 (1961), S. 325):

 

„Eines Tages wird das Heute Vergangenheit sein, wird man von der großen Zeit und von den namenlosen Helden sprechen, die Geschichte gemacht haben. Ich möchte, dass man weiß: dass es keine namenlosen Helden gegeben hat, dass es Menschen waren, die ihren Namen, ihr Gesicht, ihre Sehnsucht und ihre Hoffnungen hatten, und dass deshalb der Schmerz auch des letzten unter ihnen nicht kleiner war als der Schmerz des ersten, dessen Name erhalten bleibt. Ich möchte, dass sie Euch alle immer nahebleiben, wie Bekannte, wie Verwandte, wie Ihr selbst.

Ja, ich möchte, dass man jene nicht vergesse, die treu und standhaft gekämpft haben, draußen und hier, und die gefallen sind. Aber ich möchte auch, dass die Lebenden nicht vergessen werden, die uns nicht weniger treu und nicht weniger standhaft unter den schwersten Bedingungen geholfen haben. Nicht zu ihrem Ruhm. Aber als Beispiel für andere. Denn die Menschenpflicht endet nicht mit diesem Kampf, und ein Mensch zu sein wird auch weiterhin ein heldenhaftes Herz erfordern, solange die Menschen nicht ganz Menschen sind.“

 

Am 24.04.1943 wurde Julius Fučík in Prag verhaftet und in der Folgezeit auch gefoltert, bevor er im Mai 1943 nach Deutschland deportiert wurde. Dort wurde er vor dem „Volksgerichtshof“ unter dem Vorsitz des Präsidenten, Roland Freisler, wegen Hochverrat angeklagt und zum Tode verurteilt. Er wurde am 08.09.1943 im Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet.

 

 

(Titelfoto: Pfad zwischen Pferdeweiden bei Düsseldorf,
Oktober 2018)

 

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