Gedanken zum Krieg: Der deutsche Soldat Joachim Dahms über den Zweiten Weltkrieg und seinen Wunsch nach Frieden (Veröffentlicht am 10.11.2025)
Im Jahr 2014 hat Joachim Dahms, geb. am 02.01.1923 in Berlin, und als deutscher Soldat im Sommer 1944 in der Normandie gegen die alliierten Invasionstruppen eingesetzt, in dem Buch „Du oder ich – Der etwas andere Erlebnis- und Schicksalsbericht eines deutschen Fallschirmjägers während der alliierten Invasion 1944 in der Normandie“ seine Kriegserinnerungen publiziert. Darin beschreibt er in oft schonungsloser Form die dortigen Kämpfe und das gegenseitige Töten, aber auch einzelne menschliche Begegnungen mit dem Gegner.
Ebenso lesenswert wie aktuell sind seine Ausführungen am Ende seines Buches zu der Frage »Was ist Krieg?« und sein Wunsch, dass das Geschehene als abschreckende Mahnung für die Zukunft wirken und neue Kriege verhindern möge.
Er schreibt (Quelle: Dahms, Du oder ich – Der etwas andere Erlebnis- und Schicksalsbericht eines deutschen Fallschirmjägers während der alliierten Invasion 1944 in der Normandie (2014), S. 376 f.):
„Fragen Kinder eines Tages: »Was ist Krieg?«, dann kann es nur die eine Antwort geben: Krieg ist die abscheulichste Idee menschlicher Gehirne überhaupt – Krieg ist dort, wo Menschen sich gegenseitig abschlachten, in Massen oder einzeln in einem Kampf ums Überleben ohne Mitleid und Erbarmen. Sie kennen sich nicht und sie hassen sich nicht. Sie wissen nicht, wer der andere ist, den sie jetzt um sein Leben bringen. Krieg findet dort statt, wo seine Initiatoren nicht anzutreffen sind, wo Granaten die Herrschaft haben über Leben und Tod, stählerne Ungeheuer, die alles vernichten, was ihnen in den Weg kommt; sie zerstören Menschen, Häuser, Bäume, frisches Grün der aufblühenden Natur, Hoffnungen und Kulturen und hinterlassen tiefe Krater in Mutter Erde. Granaten sind der Feind allen Lebens!
Fahre ich heute im Urlaub zur Sommerzeit als Gast durch diese wunderschöne Normandie, dann kommt bei mir Demut auf vor den Selbstheilungskräften dieser starken Natur, dann verharre ich so lange ich es mag vor der Aufbauleistung der Menschen in diesem Lande und der schöpferischen Kraft einer sich immer wieder erneuernden Welt und lasse mich von niemandem dabei in meiner Andacht stören.
Eines aber ist vielleicht aus meinem Erlebnisbericht zu gewinnen: Im Rückblick auf das, was gewesen ist, sollten wir das, was geworden ist, umso mehr zu schätzen wissen, denn es ist überhaupt nicht selbstverständlich. Wenn es mir noch dazu gelungen ist, Abschreckung herzustellen gegen Krieg und Gewalt, dann wüsste ich, nicht umsonst gelebt zu haben, und das ist ein schönes Gefühl. In Frieden und Freundschaft mit anderen Völkern leben zu dürfen und noch dazu in einem so schönen Land wie Deutschland – das war nicht immer so und dafür sollten wir dankbar sein.“
(Titelfoto: Soldatenfriedhof Vossenack, Juni 2021)
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