Feldpostbriefe: Brief des deutschen Soldaten Walter Sandhack an seinen Sohn Klaus zu dessen zweijährigem Geburtstag, August 1942 (Veröffentlicht am 08.12.2025)
(Quelle: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Letzte Lebenszeichen II – Briefe aus dem Krieg (2013), S. 160 ff.):
„Tg, den 2.8.1942
Meine geliebte Frau!
Mein lieber kleiner Klaus!
Wenn Ihr beide heute Deinen 2. Geburtstag feiert, mein Bub, dann ist Dein ferner Papi mit all seinen Gedanken und heißesten Wünschen ganz und gar bei Euch. Mir war es vergönnt, Deinen ersten Geburtstag mit der lieben Mami zusammen in unserem schönen traulichen Heim in Wertheim zu verleben. Mir war es dann weiterhin beschieden, ein Jahr lang Dich zu erleben, Deinen steten Frohsinn und Dein glückliches kindliches Spiel. Du warst und bist unser beider ganzer Sonnenschein, unser höchstes Glück. Ich bin so überaus dankbar, dass ich dieses eine Jahr mit Dir und der Mami zusammen war und bin jetzt so froh, dass die Mami Dich und Du sie hast, wo ich nicht bei Euch sein kann.
Ich stehe in diesem Augenblick, da Du Deinen Geburtstag feierst, im Feindesland, bin vielleicht sogar gerade über ihm, um für Dich und Deine Zukunft zu streiten, damit Deutschland endlich frei wird und groß und stark und sich dann seinen Frieden für die kommenden Generationen erhalten kann. Du und die künftigen Geschlechter sollen es einst besser haben als Eure Väter und Eure Jugend genießen können und ein ungestörtes Leben fuhren. Mein Leben, getragen von den Gebeten Deiner Mutter und meiner Eltern, steht dabei in Gottes Hand. Wenn er will, werde ich einmal wieder ganz zurück zu Euch kommen und weiter wie bisher für Euch sorgen. Wenn er es aber nicht will, dann wird die Mutti meine Stelle mit einnehmen und ganz und gar so sorgen, wie ich es getan hätte. Ich hoffe aber von ganzem Herzen auf eine Rückkehr.
Dich, lieber Bub, bitte ich heute an Deinem Geburtstage, Deiner lieben Mutti und mir ein allzeit lieber und folgsamer, offener und getreuer, tapferer und wahrhaft männlicher Junge und Sohn zu sein. Dazu wolle der Himmel seinen Segen schenken und Dir Deine Fröhlichkeit und Anhänglichkeit bewahren. Deine Mutter hat Dich unter Schmerzen geboren, aber mit einem glücklichen Lächeln Deine Ankunft auf dieser Welt begrüßt und Dich mit ihrer innigsten Liebe für ihr ganzes Leben und darüber hinaus in ihr Herz geschlossen. Ihr ganzes Leben und ihre ganze Kraft gehören Dir. Vergiss das nie im Leben. Der Dank eines ganzen Lebens reicht nicht aus, um das jemals abzustatten. Selbst ich habe ihr für Dein Leben unendlich zu danken und kann es doch auch nur in ganz beschränktem Umfange. Aber ich weiß, dass das Heiligste auf dieser Welt eine Mutter ist. Und das sollst D u auch immer wissen und nie vergessen, mein Junge.
Du bist jetzt noch klein und verstehst noch nichts von dem, was Dir der Papi da schreibt. Und das ist ganz wunderschön so. Denn noch ist Dein kindliches Gemüt unbetrübt. Es staunt die Dinge dieser Welt an, entdeckt täglich neue und betrachtet sie als Spiel und schönen Zeitvertreib. Dieses sind die köstlichsten Jahre für Dich und auch für Deine Eltern. Und ganz besonders glücklich sind die Eltern zu schätzen, die diese Zeit gemeinsam erleben können und die alles tun können, um ihrem Kind diese Jahre so froh und glücklich wie nur irgend möglich zu machen. Ich weiß, dass das die Mutti in meiner Abwesenheit tun wird und Dein Lächeln und Deine Liebe werden ihr köstlichster Lohn sein.
Dir, meine geliebte Frau, möchte ich an dieser Stelle noch einmal sagen, dass ich Dir unendlich für Deine Liebe danke, die mir vor nunmehr zwei Jahren unseren Klaus schenkte. Möge Dich der Himmel gesund erhalten und Dir allzeit die Kraft geben, unserem Jungen eine liebe, fröhliche und sorgende Mutter zu sein! Nur mit Deiner Hilfe wird es ihm möglich sein, so zu werden, wie ich es mir heute wünsche. Mehr denn je werde ich mit meinen Gedanken und Wünschen an Euer beiden Ehrentage bei Euch sein und mit Euch im Stillen dieses Fest begehen. Und dabei will ich nur für mich wünschen, im nächsten Jahre bei der Wiederkehr dieses Tages bei Euch zu sein. Schenke mir der Himmel die Erfüllung dieses Wunsches. Sollte es aber zu unbescheiden sein, dann möchte ich ihn aber in Gesundheit erleben.
So empfanget denn beide Ihr, meine liebsten und teuersten Wesen, heute ganz innigste Küsse von mir und seid allerherzlichst gegrüßt von Eurem Papi!“
Pilot Walter Sandhack, geboren am 10.08.1913 in Stolp, wurde am 20.10.1942 über dem Kaukasus nahe der Mündung der Cholodnaja in die Pschisch von russischer Flak abgeschossen und getötet.
(Titelfoto: Soldatenfriedhof Kloster Helenenberg,
November 2023)
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