Feldpostbriefe: Der deutsche Soldat Hans Braukmann im März 1942 über Tote und Verwundete an der Ostfront (Veröffentlicht am 21.07.2025)
Der am 21.08.1943 in Russland gefallene Hans Braukmann beschreibt tote und verwundete deutsche und russische Soldaten im Nordabschnitt der Ostfront (Quelle: Dollinger, „Kain, wo ist Dein Bruder? Was der Mensch im Zweiten Weltkrieg erleiden musste – dokumentiert in Tagebüchern und Briefen“ (1983), S. 129):
„Das Sturmgeschütz rollt heran. Oben darauf hocken Infanteristen, man sieht ihnen die Erschöpfung, die Härte des Einsatzes an. Ein paar Schwerverwundete werden herausgehoben. Verdreckt und blass, meist Kopfwunden. Wir springen hinzu und helfen. Der Arzt arbeitet wundervoll. Dann liegen noch hinter dem Turm drei Tote. Ich fasse mit zu, die bleischweren Körper sind noch warm, die Augen blinzeln wie nachdenkend über eine seltsame Sache. Man kann es gar nicht fassen, dass aus diesen Körpern das Leben entwichen sein soll. Zwei Träger kommen vorsichtig durch den Schnee gewatet. An einem Birkenknüppel schaukelt die straff herabhängende Zeltbahn. Unendlich behutsam setzen sie ab. Der Arzt schlägt die Plane auseinander und dreht sich um – zu spät. Umsonst die Qual der Träger, ihr weiter Weg durch Schnee und Buschwerk und Feuer. Was die Träger leisten, grenzt ans Übermenschliche. Welche Last bedeutet ein lebloser Körper. Mir gefällt der Arzt, der zwar kaum spricht, aber eine eigene Art hat, zu streicheln, in die Augen zu sehen, die den Verwundeten stillwerden lässt. Sie sind ja alle still, meist eine merkwürdige Resignation im Gesichtsausdruck. Wieviel das menschliche Antlitz doch selbst in der Zerstörung von seiner Eigenart behält. Später sah ich im Walde einen toten Russen, dem ein Splitter den ganzen Hinterkopf weggerissen hatte. Nur Gesicht und Stirn waren wie eine Maske unversehrt geblieben. In der Stirne standen drei senkrechte Falten, als ob sie über etwas ganz angestrengt nachdenke – und durch die Augen sah man ins Leere, in den freien Himmel…“
(Titelfoto: Grabkreuz auf dem Soldatenfriedhof Kruchten-Schwarzenbruch,
September 2024)
Meine Arbeit können Sie hier unterstützen, vielen Dank!